Die Patientenaussagen der politischen Postkartenaktion „Wir lieben Apotheke, weil…“ zeigen deutlich: Die Bevölkerung kann und will auf das flächendeckende Netz der niedrigschwelligen Vor-Ort-Versorgung durch Apotheken nicht verzichten. Dennoch weigert sich die Bundesregierung weiterhin, die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, während deren Zahl immer schneller sinkt. Dazu Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverein e.V.: „Mit der Stimme der Patientinnen und Patienten im Rücken werden wir diese Stabilisierung weiterhin einfordern.“
Sechs Fragen an Karl Lauterbach
Seit dem letzten Protesttag am 14. Juni 2023 haben die apothekerlichen Standesorganisationen dem Bundesgesundheitsministerium sechs Gesprächstermine angeboten, die allesamt abgelehnt wurden. Nochmals Susanne Koch: „Der Bundesgesundheitsminister treibt die Ignoranz der Apo-theken auf die Spitze. Täglich schließen bundesweit Apotheken und Karl Lauterbach schaut ta-tenlos zu. Man muss sich mittlerweile die Frage stellen, ob Lauterbach die Apotheken in der jetzi-gen Form noch will?“
Die nächste Möglichkeit, überhaupt mit dem Bundesgesundheitsminister in den Austausch zu tre-ten, ist der Deutsche Apothekertag. Karl Lauterbach wird nach derzeitiger Planung am 27. Sep-tember 2023 digital zugeschaltet werden. Um dem Minister zu signalisieren, wie groß einerseits die Geschlossenheit in der Kollegenschaft und wie hoch andererseits der Handlungsbedarf ist, haben die apothekerlichen Standesorganisationen dem Minister die folgenden sechs Fragen gestellt, die er am 27. September beim Deutschen Apothekertag beantworten soll:

  1. Warum weigern Sie sich die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Still-stand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung anzupassen, obwohl sich die Regierungs-parteien in ihrem Koalitionsvertrag die Stärkung der Apotheken vor Ort zum Ziel gesetzt haben?
  2. Wie will die Bundesregierung sicherstellen, dass in Zukunft wichtige wirtschaftliche Fakto-ren, wie etwa die Inflation oder der Verbraucherpreisindex, in der Höhe des Apothekenho-norars regelmäßig berücksichtigt werden?
  3. Wie und wann wird die Bundesregierung die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Versicherte Anspruch auf ein interprofessionelles Medikationsmanagement, wie im Mo-dellprojekt ARMIN demonstriert, bekommen?
  4. Wie will die Bundesregierung die Apotheken vor Ort dabei unterstützen, die flächende-ckende Arzneimittelversorgung – auch in ländlichen Regionen – in Zukunft sicherzustellen?
  5. Wie will die Bundesregierung den Schutz des besonderen Vertrauensverhältnisses zwi-schen den Heilberufen einerseits und den Patientinnen und Patienten andererseits ge-währleisten, wenn die Krankenkassen, wie im Entwurf des Gesundheitsdatennutzungsge-setzes vorgesehen, die Daten ihrer Versicherten patientenbezogen auswerten und diesen Hinweise zu Gesundheitsrisiken geben dürfen?
  6. Warum ist die Bundesregierung nicht bereit, die einseitige Wirtschaftlichkeitsorientierung in der Arzneimittelversorgung (etwa im Rabattvertragsbereich) zurückzudrehen, um die Liefersituation endlich zu verbessern?
    Neuer Protesttag: Apotheken sollen am Tag der Antworten schließen
    Damit Apotheken die Möglichkeit erhalten, diese für ihre Zukunft so wichtige Rede zu verfolgen, werde alle Apotheken am Nachmittag des 27. September zwischen 13:00 Uhr und 16:00 Uhr ge-schlossen bleiben. Nur noch die Notdienst-Apotheken sollen die Versorgung an diesem Nachmit-tag aufrechterhalten. Alle anderen Apotheken sind aufgerufen, die Rede des Ministers am Tag der Antworten zu verfolgen. Dazu Susanne Koch: „Wenn der Minister meint, das Problem aussitzen zu können, so werden wir dem nicht tatenlos zusehen.“

gez.
Susanne Koch
(Vorsitzende)